Der Begriff Smart City ist inzwischen in aller Munde, aber was genau verbirgt sich eigentlich dahinter? Was zeichnet eine Smart City aus?
Der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg zufolge „beschreibt Smart City das Konzept einer Stadt, in der der Technologieeinsatz ganz unterschiedliche Probleme der Stadtentwicklung lösen soll. Im Gegensatz zur “normalen” Stadt soll eine Smart City mittels Digitalisierung effizienter, nachhaltiger und fortschrittlicher sein.“
ITKAM TALK: (r)evolving cities
Eine klare, eindeutige Definition des Begriffes Smart City ist jedoch nur sehr schwierig aufzustellen, da es ganz unterschiedliche Vorstellungen einer smarten Stadt gibt. Dies wurde auch während des von ITKAM – Italiensiche Handelskammer für Deutschland e.V. organisierten Talks am 14. Juni zu dem Thema sehr deutlich. So spricht Prof. Federico Cinquepalmi, SmartCity-Experte und der italienische Referent unseres Talks, in seinem Buch „La città fragile“ („Die zerbrechliche Stadt“) vom Konzept der „(r)evolving city“. Demnach ist für die Weiterentwicklung einer Stadt der Zukunft Technologie alleine nicht die Lösung aller Probleme. Die (r)evolving city stützt sich im Interesse ihrer Bevölkerung vor allem auf eine Kreislaufwirtschaft und stellt den ökologischen und sozialen Aspekt in den Vordergrund. Auch die beiden deutschen Referenten des Talks, Andreas Pohl, SmartMobility-Experte, und Dr. Christof Horn, CEO Automotive & Transformation bei umlaut AG, vertreten die Meinung, dass eine Stadt nur dann eine smarte Entwicklung vollziehen kann, wenn alle Bürger/innen von Anfang an in diesen Prozess mit eingebunden werden.
Schaut man sich nun einmal die Entwicklungen der Branche in Deutschland und Italien an, wird deutlich, dass beide Länder in den letzten Jahren zwar schon einige Investitionen vorangetrieben haben – insgesamt ist aber noch ein sehr großes Potential zur Weiterentwicklung vorhanden.
Italien: + 32% Investitionen in Smart City-Projekte
In Italien lagen die Zahlen der jährlichen Investitionen in Smart City Projekte bereits vor der Covid-19-Pandemie bei 520 Mio. € (Stand Ende 2019), was einem Wachstum von 32% im Vergleich zu 2018 entspricht. Vorreiter sind Projekte in den Bereichen Nachhaltige Mobilität und Umwelttechnologien. Einer Studie von Ernst & Young zufolge (März 2020) ist seit 2016 der Anteil der E-Fahrzeuge in den italienischen Städten um 259%, der Anteil der Ladestationen seit 2014 um 357% gestiegen. Das Wachstumspotential vom Smart Environment wird insbesondere am Ausbau der Erneuerbaren Energien in den italienischen Städten deutlich, die um +52% im Bereich der Bioenergie, +31% im Bereich der Windenergie und +17% in Bereich der Photovoltaik gewachsen sind. Dem Bericht der Energy Strategy Group des Mailänder Politecnico zufolge lässt sich das zu erwartende Investitionsvolumen von Smart Cities in Italien auf ca. 65 Mrd. Euro beziffern.
Vorreiter im Bereich Smart City in Italien ist Mailand und die Umgebung. Hier wird bereits seit einigen Jahren eine erfolgreiche Elektromobilitätsstrategie verfolgt. Neben des Potentials im Smart Mobility Bereich bietet Italiens Smart City Markt interessante Wachstumschancen für Sicherheitssysteme und Videoüberwachung (Wachstum von +60% in 2019 im Vergleich zu 2018), Straßenbeleuchtung (+58%), Umweltlösungen (+46%) und Smart Building (+31%). Vor allem im Rahmen internationaler Vorzeigeprojekte – wie der Winterolympiade Mailand-Cortina 2026 – werden besonders hohe Investitionen in Smart City-Konzepte getätigt. Aber auch Public-Private-Partnerships sowie EU-Mittel im Rahmen des Aufbauprojektes NextGenerationEU tragen wesentlich zur Finanzierung von innovativen Smart City-Konzepten bei.
Deutschland: 230 Smart City-Projekte bis 2030
Auch in Deutschland wird sich laut der Studie „Der Markt für Smart City bis 2030. Digitale Infrastrukturdienstleistungen: Technologien, Potenziale und Geschäftsmodelle“ die Anzahl der Smart City-Projekte von aktuell 100 auf 230 bis 2030 mehr als verdoppeln. Einer Studie von Trendresearch zufolge entspricht das einem Anstieg des Marktvolumens von derzeit etwa 36 Mrd. € auf bis zu rund 47 Mrd. €. Zudem wurden weitere Fördergelder für den Smart City-Sektor bewilligt. So wurde für die zweite Staffel des Programms „Modellprojekte Smart Cities“ eine Aufstockung um 500 Millionen Euro auf 820 Millionen Euro beschlossen, um die Digitalisierung und integrierte nachhaltige Stadtentwicklung von Kommunen voranzutreiben.
An der Spitze der smartesten Städte Deutschlands steht laut des Smart City Index” 2020 der Bitkom mit insgesamt 79,2 von 100 möglichen Punkten erneut Hamburg. Hamburgs Abstand zur zweit- (München mit 74,4 Punkten) und drittplatzierten (Köln mit 73 Punkten) Stadt schrumpft aber zunehmend. Vorreiter bei den Bundesländern ist Baden-Württemberg – hier schneiden die Städte im Durchschnitt besser ab, als im Rest Deutschlands.
ITKAM-Aktivitäten im Bereich Smart City
Fest steht, dass der Sektor große Marktchancen in Deutschland und Italien bietet. Die ITKAM – Italienische Handelskammer für Deutschland e.V. – erkannte dieses Potential bereits vor einiger Zeit und weitete daher ihre Aktivitäten in diesem Bereich aus. Im Jahr 2016 organisierte die ITKAM eine Delegationsreise „Elektromobilität und Smart City“ mit Unternehmen, Verbänden und Hochschulen nach Mailand und Turin im Auftrag von Baden-Württemberg International. Im November 2018 organisierte die ITKAM in Zusammenarbeit mit der Bitkom das 2. Deutsch-Italienische Innovationsforum im Rahmen der 1. Smart Country Convention in Berlin. 2019 realisierte sie im Auftrag des BMWi eine Informationsveranstaltung zum Thema IKT-Dienstleistungen Italien und organisierte in Zusammenarbeit mit der Uni Venedig die Deutsch-Italienische Smart Business Conference.
Da das Thema nicht an Aktualität verloren hat, setzt ITKAM ihre Projekte im Bereich Smart City auch in diesem Jahr fort. Erst vor kurzem fand ein ITKAM Talk zum Thema „Smart City – Intelligente und nachhaltige Mobilität im Fokus“ statt. Und vom 8. bis zum 11. November 2021 organisiert die ITKAM im Auftrag des BMWi eine Geschäftsanbahnung Smart City in Norditalien, die sich vor allem an deutsche Anbieter von Produkten, Technologien und Lösungen für die Bereiche Nachhaltige Mobilität (Smart Mobility) und Umwelttechnologien (Smart Environment) richtet.
Weitere Informationen:
Julia Woyke
Tel.: +49 (0)6251 500 7620
Email: jwoyke@itkam.org
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